Einiges zu Entwicklung, Philosophie und Werten

1988 gründete ich als Allgemeinärztin zusammen mit meinem Vater, Professor der Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie, der bis dahin als Chefarzt im Krankenhaus gearbeitet hatte, eine Praxisgemeinschaft.

Im Verlaufe meiner Tätigkeit stellte ich fest , dass ich einem Teil der Patienten mit Medikamenten allein nur wenig helfen konnte.

Sie litten unter den verschiedensten Beschwerden, körperlichen wie seelischen, wie z.B. Rücken-, Kopf-, Bauchschmerzen, Angstzuständen, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Leeregefühlen.

Nach Ausschluss einer organischen Ursache stellte sich die Frage: Welche Ursachen könnten den Beschwerden zugrunde liegen?

In der Hausarztpraxis kannte ich häufig das Umfeld und die Familie des Patienten, so konnte ich mögliche Zusammenhänge ansprechen, die zur Auslösung der Krankheit geführt haben könnten.

Diese Vorgehensweise war manchmal ausreichend, jedoch meist nicht.  Bei vielen psychosomatischen und psychischen Störungen ist nur eine längere dauernde Gesprächstherapie hilfreich. Dies motivierte mich, die Methoden der Psychotherapie zu erlernen.

Mit Hilfe psychotherapeutischer Gespräche gelingt es, dass der Patient sich und seine Mitmenschen besser versteht.

Er erkennt z.B. „alte Muster" aus seiner Familie, in die er immer wieder verfällt: Beispielsweise glaubt er (unbewusst) die strenge, fordernde Mutter vor sich zu sehen, deren Anerkennung er suchte und vor der er auch Angst hatte. Diese negativen Gefühle entwickelt er im Erwachsenenleben z.B. seiner Ehefrau gegenüber, wenn diese etwas Alltägliches einfordert.

Die eigene Entwicklung und die Familienatmosphäre können durch die Psychotherapie nachvollzogen werden und damit können Lösungsansätze für die Problematik gefunden werden.

Sicher kann nicht jedes Symptom oder jede Beschwerde mit dem Verstehen der auslösenden Konfliktsituation geheilt werden, aber nach 20 Jahren Praxistätigkeit kann ich zusammenfassen: Der größte Teil der Patienten, die sich auf psychotherapeutische Verfahren einlassen, profitiert davon!

Von Arthur Schopenhauer (Parerga und Paralipomena) stammt folgendes Zitat zum Umgang mit anderen Menschen: Daher möchte ich (.....) folgende Regel aufstellen: bei jedem Menschen, mit dem man in Berührung kommt, unternehme man nicht eine objektive Abschätzung desselben nach Wert und Würde, ziehe also nicht die Schlechtigkeit seines Willens noch die Beschränktheit seines Verstandes und die Verkehrtheit seiner Begriffe in Betrachtung, da ersteres leicht Haß, letzteres Verachtung gegen ihn erwecken könnte; sondern man fasse allein seine Leiden, seine Not, seine Angst, seine Schmerzen ins Auge-da wird man sich stets mit ihm verwandt fühlen, mit ihm sympathisieren und statt Haß oder Verachtung jenes Mitleid mit ihm empfinden, welches allein die Agape [Liebe] ist, zu der das Evangelium aufruft. Um keinen Haß, keine Verachtung gegen ihn aufkommen zu lassen, ist wahrlich nicht die Aufsuchung seiner angeblichen Würde, sondern umgekehrt der Standpunkt des Mitleids der allein geeignete.

Abschließend habe ich hier einige der Werte aufgeführt, an denen ich mich gerne orientiere

zuletzt aktualsiert: 5.5.2012